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Bodo Schäfer beschreibt zu Recht das Warum des Sparens als einen Gewinn für die Gegenwart, nicht für die Zukunft.

Viele Frauen empfinden das Sparen als Verzicht und Gängelung ihres Lebens. Man hört es zudem im Radio und auch in TV-Interviews von Passanten: „Wozu denn sparen, wir leben JETZT!“, „Sparen lohnt sich doch eh nicht mehr.“  – Dabei stellt sich die Frage: Was genau lohnt sich denn nicht mehr?

Dazu müssen wir uns die zweite Frage stellen: Ja, wieso sparen wir denn überhaupt? Sparen wir für die Zukunft? Oder sparen wir nicht viel mehr für die Gegenwart, also für unser JETZT?

Dazu eine kleine Geschichte

Ich war gerade einmal seit 3 Jahren selbstständig, 28 Jahre alt und wirtschaftete ganz in Ordnung. Meine Dienstleistung wurde angenommen, ich verdiente Geld und doch hatte ich immer ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend. Jeden Monat ein gewisser Druck, dass Einnahmen weiterhin fließen. Dieser Zustand ist nicht zwingend der Selbstständigkeit geschuldet, dort vielleicht ein wenig offensichtlicher, aber auch jeder Arbeitnehmer kann jederzeit seinen Job verlieren und damit die regelmäßigen Einnahmen. Das flaue Gefühl, jeden Monat auf Geld von außen angewiesen zu sein, zieht sich somit durch sämtliche Gesellschaftsschichten und Situationen.

Irgendwann meinte meine 30 Jahre ältere Freundin und Ratgeberin zu mir: „Daniela, Du musst jetzt einfach mal 5000,- € auf die Seite bekommen. Spare dir jeden Monat einen festen Betrag weg, damit Du eine Rücklage für Notzeiten hast.“

Mir leuchtete dieser Tipp sofort ein, denn alleine schon mit der Vorstellung, wie es wäre, 5000,- € auf einem Rücklagenkonto zu haben, entspannte mich unmittelbar. Gesagt, getan also. Ich sparte jeden Monat tatsächlich alles weg, was ich nicht ausgab. Bzw: Ich gab tatsächlich in dieser Zeit gar nichts mehr für Konsumgüter jeglicher Art aus, da ich so schnell wie möglich diese 5000,- € zusammenbekommen wollte. (Heute empfehle ich, Sparen strikt zu systematisieren. Ich ging sehr laienhaft da ran, aber es funktionierte.)

Was dann passierte, war für mich eine Sensation:

 

Je mehr ich diesen 5000,- € näher kam, desto mehr Spaß machte mir das Sparen an sich. Ich hatte keinerlei Mangelgefühl bzgl. diverser Konsumgüter – ganz im Gegenteil sogar. Wenn ich durch’s Bayreuther Rotmain-Center schlenderte und all die Sachen sah, die ich mir hätte kaufen können, dachte ich immer an meine 5000,- €. Der „Kick“ diesen Geldbetrag zu erreichen war für mich höher als der „Kick“ mir nun dieses oder jenes kaufen zu können. Jetzt war es ja so: Ich hätte mir es kaufen können. Ich hatte ja das Geld! Und auf einmal stand ich davor und dachte mir: Muss das wirklich sein? Brauchst Du das jetzt echt? Der Schmerz, den es bedeutet hätte, weniger schnell an mein Ziel zu kommen war höher als der schnelle Kick und die Tatsache wieder ein Teil mehr im Schrank zu haben.

Das war für mich ein völlig neues Lebensgefühl! Plötzlich bekam ich aus mir selbst heraus eine wahnsinnige Stärke. Ich fühlte mich unglaublich wohl mit dem kleinen, aber immerhin größer werdenden finanziellen Polster unter meinem Hintern. Das fühlte sich unheimlich behaglich und warm an. Ich fühlte mich damit geborgen und sicher  – und nicht zuletzt wahnsinnig stark! Es fühlte sich so kraftvoll an, all diesen Versuchungen zu widerstehen. Ich widerstand diesen Verlockungen aber nicht mit großer Anstrengung, sondern mit einer Leichtigkeit, wie ich sie noch nie zuvor erfahren hatte. Das alles kratzte mich einfach nicht mehr. Ich fühlte mich völlig erhaben über diesen Konsum-Wahnsinn.

Ich hatte kein Mangelgefühl mehr, wie ich es auch schon massiv erfuhr, als ich nach der Scheidung meiner Eltern mit Mutter und Geschwistern von Sozialhilfe lebte, in der Caritas-Kleiderkammer meine Kleidung aussuchen musste und wir eh nie Geld hatten. Tägliche Mantras waren: „Wir haben kein Geld.“, „Das ist zu teuer.“, „Das können wir uns nicht leisten.“, usw.

Und natürlich macht gefühlte oder tatsächliche Armut etwas mit einem. Und natürlich geht das nicht spurlos vorbei, wenn alle in der Schule Marken-Jeans tragen und man selbst die abgetragenen Kordhosen mit hingenähten Flecken auf den Knien des großen Bruders anziehen muss. Mangelgefühl hat sehr unterschiedliche Ursachen. Und in einer Welt, in der viel an Geld und Besitz gemessen wird, schlägt sich das unmittelbar auf den eigenen Selbstwert nieder – zumindest im unbewussten Zustand.

Lange lange Jahre machte ich den desaströsen Fehler, Geld als die Ursache allen Übels zu betrachten. Schließlich war das fehlende Geld für mich Grund dafür, dass ich zu wenig Selbstwert hatte. Wenn Geld doch nicht nur eine so große Rolle spielen würde, wäre es mir besser gegangen. Wenn doch mehr innere Werte die entscheidende Rolle gespielt hätten, wäre mein Weg vielleicht anders verlaufen. Es war schon sehr bequem, einen Sündenbock zu haben: Das Geld.

Kennst Du das irgendwo her? Die Abgabe von Verantwortung jeglicher Art und das Suchen und Finden eines Sündenbocks? Ohhh, und wir haben sooo viele Sündenböcke auf dieser Welt, glaub mir: Die Sekretärin des Mannes, die böse Schwiegermutter, der Chef, die Arbeitskollegin, die eigenen Kinder, die eigenen Eltern, der Nachbar, Nachbars Katze, das Windrad, der Verkehr, usw. usf. Es fällt uns so leicht, ständig zu jammern und die Verantwortung abzugeben. Herrlich bequem ist das, aber leider verlogen.

Aber hey, ich war jung – und konnte das große Ganze noch nicht überblicken. Manchmal schmerzt die Wahrheit einfach zu sehr, als das man ihr ins Auge sehen kann. Für einen gewissen Zeitraum ist das auch ok, Sigmund Freud nennt das Abwehrmechanismus. Tragisch wird es dann, wenn der erwachsene Mensch aus diesem Traumata nicht aufwacht. Dazu aber in einem anderen Artikel mehr.

Für heute soll die Botschaft an dich sein: Spare für dein JETZT. Spare für dein gutes Gefühl im Hier und Jetzt! Für deine Stärke, für deine Leichtigkeit im Leben. Und Du wirst feststellen, wie sich dein gesamtes Lebensgefühl zum Positiven verändert. Das möchte ich dir heute mitgeben. Und denk dran:

Machen ist wie wollen, nur krasser. 😉