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Lieber gesund statt reich

Pawlow lässt grüßen

Wem nützt das?

Als ich mich dazu entschloss, in die Finanzbranche zu wechseln, kam immer wieder das Gespräch darauf: „Wie jetzt? Du machst jetzt Finanzen und Versicherungen? Aha.“ Und wenn ich dann begann, vorzuschwärmen wie wichtig geordnete, strukturierte Finanzen, aber auch Altersvorsorge und Vermögensaufbau sind und wie wenig viele Menschen dafür tun, kam dieser Pawlow’sche Reflex:
„Also ich bin lieber gesund statt reich.“

Spannend! Ich hatte Gesundheit doch gar nicht relativiert, dazu ins Verhältnis gesetzt, geschweige denn überhaupt angesprochen.

Diese Reaktionen setzen sich bis heute fort. Überall dort wo ich mit mir noch unbekannten Menschen ins Gespräch komme oder mit Bekannten mal tiefer einsteige. Relativ häufig – klingelingeling – kommt entweder: Ich bin lieber gesund statt reich. Oder auch sehr beliebt: Ich bin lieber glücklich statt reich. Mich erinnert dieses reflexhafte Schießen an eine Zeit, als ich mich für einige Jahre vegan ernährte. Das war manchmal herausfordernd. Mit Freunden im Restaurant, unterwegs oder eingeladen. Man kommt nicht umhin, speziell nach veganem Essen zu fragen. So bekommen die neuen Essgewohnheiten also alle mit. Die immer wiederkehrende Reaktion war auch dort: „Ach, Du isst vegan? Aha. Finde ich gut, aber für mich wäre das nichts. Ich brauch mein Fleisch. Außerdem, so gesund ist das ja auch nicht. Der Mensch ist einfach ein Fleischesser und hat schon immer Tiere getötet. Wir sind gar nicht für eine vegane Ernährung gemacht. Naja, ich achte ja auch darauf, wo das Fleisch herkommt und wir essen auch ganz selten Fleisch.“ So oder so ähnlich 🙂 und auch danach hatte ich weder gefragt, noch habe ich um Erklärung gebeten.

Diesen Prozess finde ich super spannend. Die Psychologie nennt das kognitive Dissonanzen.

Nun wird ja besonders Finanzleuten wie auch Veganern vorgeworfen, sie würden versuchen, sämtlichen Menschen ihre Lebensgewohnheiten und Ansichten aufzudrücken, doch das Gegenteil ist der Fall. Sämtliche Menschen reagieren mit der spontanen Artikulation ihrer Ansichten.

Das – wie bereits erwähnte spannende Phänomen, die kognitiven Dissonanzen – lohnen einer genaueren Betrachtung, da sie in sämtlichen Lebensbereichen stattfinden. Oft dort, wo Menschen sich ohne Aufforderung rechtfertigen, aber auch relativieren:

Beziehungen: Naja, eine Beziehung ist halt immer ein Kompromiss.
Arbeit: Naja, immerhin verdiene ich gutes Geld.
Geld: Naja, Geld macht auch nicht glücklich.
Gesundheit: Naja, so viel trinke ich ja nicht. Da gibt’s andere, die viel mehr trinken. Außerdem ist Wein auch gesund – Naja, bei uns liegt die Figur in den Genen. Ich brauch eine Tafel Schokolade nur anschauen, hab ich ein Kilo mehr auf der Waage. So viel esse ich gar nicht.
Selbstverwirklichung: Naja, irgendwann mache ich das auch einmal. Dann, wenn ich Zeit habe.

 

In Wahrheit…

…ist es nämlich völlig anders – und in Wahrheit weiß unser Gehirn, vor allem aber unsere Seele das auch. Doch das eigene Verhalten ist vor dem eigenen Spiegel zu schmerzhaft. Es geht gar nicht um die anderen: Es geht um die Aufrechterhaltung eines positiven Selbstbildes – und dafür belügt man sich selbst: reflexartig.

In Wahrheit ist es so, dass Arme im Schnitt 8 Jahre früher sterben als Reiche. Und in Wahrheit ist es auch so, dass Du dir mit Geld dein Leben freier gestalten kannst. Du kannst die Ausbildung machen, die Du dir wünschst, nochmals ein Studium ranhängen, auf Reisen gehen, dir ein kleines Häuschen irgendwo auf der Welt mieten/kaufen, auswandern, dableiben, dir deine Zeit frei einteilen, Freunde einladen, mit Freunden ins Konzert, Kino, Essen, Tanzen gehen – und zwar so oft Du willst.
Du kannst beim Arzt Privatleistungen in Anspruch nehmen, zur Heilpraktikerin, zum Osteopathen, zur Massage gehen, sämtliche Sportarten ausüben und zwar auf der ganzen Welt. Du kannst häufiger zur Kosmetik, zum Friseur oder zur Fußpflege.
Du kannst die besten Lebensmittel kaufen, in Bio-Ware, also weniger vergiftet, kannst dich entsprechend hochwertiger ernähren, kannst regelmäßig Wellness- und Saunatage machen und anschließend schick essen gehen.

Soll ich weiter machen?

Weshalb sterben arme Menschen im Schnitt 8 Jahre früher als Arme? Weil auch das Gesundheitssystem für Wohlhabende besser ist als für Arme. Weil zur Gesundheit Körper, Geist und Seele gehört. Weil Körper, Geist und Seele eine Einheit darstellen und auch finanzielle Sorgen oder finanzielles Chaos sich auf dein seelisches Gleichgewicht auswirken. Weil sich arm sein im Alter noch deutlicher auf die Kognition auswirkt als in jüngeren Jahren. Weil körperliche, seelische und geistige Fitness in städtischer Umgebung oft von Angeboten und Möglichkeiten abhängt, die Geld kosten.

Du bist kein besserer Mensch, wenn Du dich nicht um dein Geld kümmerst – sorry for that #truthbomb. Du bist nicht liebevoller dadurch, dass dir Gesundheit angeblich wichtiger ist als Geld. 😉