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Ein Mädchen

zwei Fragen

drei fragezeichen

 

Ich traf das Mädchen bei einer Gelegenheit, in der wir ins Gespräch über meine Tätigkeit als Finanzberaterin kamen. Sie war 17 Jahre alt und gerade noch in der Ausbildung. Ich fragte sie: „Interessierst Du dich für das Thema Geld?“ Sie: „Eher weniger bis gar nicht.“ Frage Nr. 2 an sie: „Aber Du arbeitest jeden Tag acht Stunden für Geld?“ Sie: „Ähm, ja…. stimmt… ups.“

Was glaubst Du: Interessiert sich eine kluge Obstbäuerin nach der Ernte noch für ihr Obst
– oder lässt sie es vergammeln?

Du denkst dir jetzt? WAS? Natürlich interessiert sie sich für ihr Obst! Hallo?! Was für eine (dämliche) Frage!? Schließlich hat sie extrem daraufhin gearbeitet: Erst pflügte sie das Feld, dann brachte sie den Samen aus, sie düngte, wässerte, zupfte Unkraut, befreite ihre Sträucher und Bäume von Ungeziefer, sie hegte und pflegte… – um am Ende zu ERNTEN! Das ist doch ihr Ziel! Weshalb sollte sie also ihre Ernte vergammeln lassen? Das wäre ja ziemlich … – dumm?

Sie würde also nach der Ernte wissen, wie sie ihr Obst am besten lagert. Sie würde wissen, wie sie ihr Obst vermehrt, ggf. neue Pflanzen daraus zieht. Bestehende Sträucher und Bäume würde sie nicht herausreißen/fällen, sondern wissen, wie sie sie gesund über den Winter bringt, damit sie im nächsten Jahr wieder tragen. Summa summarum würde es bedeuten, dass die Obstbäuerin von Jahr zu Jahr sogar immer mehr ernten würde. Denn aus dem Ertrag, beim Verkauf ihres Obstes, könnte sie mehr Land kaufen, um noch mehr anzupflanzen. Oder sie könnte, wenn sie dann genügend Obst hat, überlegen, was sie anderes daraus macht: Konfitüre, Mus, Grütze, Gelee, Saft, etc. etc. etc. Sie würde also investieren, um neue Produkte hervorzubringen. Sie würde selbst so viel konsumieren, wie sie braucht, sie würde sicherlich auch einen Teil davon spenden. Keinesfalls aber würde sie ihre Ernte im Keller vor sich hin gammeln lassen und am Ende dann das nehmen, was gerade noch so übrig ist.

Ich konstatiere: Viele Deutsche wären extrem schlechte Obstbauern: 

Denn sie horten ihr Geld immer noch am liebsten auf Sparbüchern, wo es auf Grund der Inflation so richtig schön vor sich hingammelt. Um genau zu sein, sind das zwei Billionen Euro, die dort liegen, so die Überschrift des Artikels im Handelsblatt: Deutsche parken ihr Geld weiterhin am liebsten auf Sparbüchern. 

Du hast also deine Ausbildung oder dein Studium abgeschlossen, oder bist gerade noch dabei. Sprich: Du bereitest alles darauf vor, später zu ernten. Du bist im Stadium des Pflügens und des Säens. Du arbeitest bereits, bildest dich weiter, produzierst, bist kreativ, stellst deine Arbeitskraft zur Verfügung – in der Obstbauern-Metapher gesprochen: Du hegst und pflegst deine Sträucher und Bäume. Wendest all das Wissen an, das Du in deiner Ausbildung und auf deinem Weg gelernt hast.

Und nun endlich erntest Du! Juhu! Immer mehr. Jahr für Jahr. Denn deine Expertise steigt! Doch was bleibt von deiner Ernte übrig? Wieviel von deiner Ernte vergammelt -> auf deinem Girokonto/Sparbuch? Wie viel von deiner Ernte stopfst Du in dich hinein, obwohl Du schon längst satt bist -> konsumierst Du sinnlos? Wieviel von deiner Ernte re-investierst Du -> in dich, in Weiterbildung, in Geldanlage, Immobilien, in deine Selbstständigkeit, die Du dir schon so lange wünschst? 

Und jetzt die dritte Frage an dich: Glaubst Du, jemand würde zur Obstbäuerin sagen, wenn sie die besten und größten Äpfel im Land produzieren würde und immer mehr produzieren würde, wenn sie Marmelade herstellen und verkaufen würde, dass sie ein schlechter Mensch wäre? Siehst Du, wie viel Arbeit hinter einer erfolgreichen Ernte steckt?

Und meine vierte Frage an dich: Ab wann wäre das Obst schlecht und würde den Charakter verderben? Würde jemand zu ihr sagen: Ach, dein Obst ist doch nicht das Wichtigste. Wichtiger ist doch deine Gesundheit und mit Obst kannst Du Glück auch nicht kaufen! Findest Du das auch so lustig und absurd zugleich wie ich?

Geld ist nichts anderes als die Ernte unserer Arbeit! Geld ist nichts anderes als Tauschmittel, das wir uns erarbeitet haben. Und weil wir heutzutage keine Selbstversorger mehr sind, die mit Waren tauschen, sondern in einer arbeitsteiligen Gesellschaft leben, haben wir Geld als alternatives Tauschmittel erfunden.

Nicht mehr, aber auch nicht weniger ist Geld. 

Und jetzt noch die nächste kleine Denksportaufgabe: Wenn wir früher – gaaanz früher – über unsere Waren/Ernten Bescheid wussten, weshalb wissen wir jetzt so wenig über unser Geld? Geld ist unsere Ernte, doch niemand hat uns beigebracht, wie wir das Beste aus dieser Ernte machen, richtig? 

Kannst Du dir vorstellen, dass hier der Hund begraben liegt?